Soundscape Composition & Ecology:
Wie klingt eine Bergwiese?

Sie wacht auf, weil etwas über ihren Unterschenkel krabbelt. Sie schreckt hoch, wie aus einem Tagtraum Nach leicht benebelt von der klaren Bergluft öffnet sie langsam die Augen. Grün!

Hoch über Freiburg

Von trocken bis saftig, von hell bis dunkel, von blass bis intensiv, von nah bis fern, von klar bis verschwommen, von laut bis leise.

Langsam entwirrt sie das Grün vor ihrem inneren Auge zu einer Bergwiese. Aus dem dichten grünen Teppich ragen einige große, bunte Blumen hervor, wie stolze Solisten, die sich in den Vordergrund drängen. Der Hintergrund löst sich zunehmend auf, in eine zufällige, harmonische. Strukturierte Komposition von Gräsern und Blättern unterschiedlichster Länge, Breite, manche spitz, manche rund, wieder andere breit und behäbig.

Wie ein fortissimo der Sinne erscheinen ihr jetzt die unterschiedlichen Tiefenebenen und Dimensionen. Ganz unten krabbeln kleine Käfer auf den Gräsern, weiter oben springen die Grashüpfer auf den Wildkräutern, in den hohen Registern schwirren Bienen und segeln Schmetterlinge zwischen Blüten und dem endlosen Blau des Himmels.

Ein Zusammenspiel zwischen der im Wind wogenden Rhythm Section und den kurz die Bühne betretenden Insekten. Langsame Käfer, die sich tief durch den dunklen, bassigen Untergrund wühlen. Filigrane Schmetterlinge, die über der statischen Wiese bunt und melodiös herumflattern. Von links brummt ein dickes Hummel-Sample durch die Szene.

Deep listening und Ökologie

Je intensiver sie in den Moment eintaucht, je tiefer sie zuhört, je genauer sie beobachtet, entdeckt sie immer neue Elemente im Wiesensound. Ein kurzes breitblättriges Gras, das den Hintergrund der Klangbühne ausformt, lange, dünne, spitze Halme, die wie Hihats den Klangteppich durchschießen.

Plötzlich erfasst ein Windstoß alle Blätter, Halme, Blumen und Insekten. Sie neigen sich zur Seite und faden aus dem Blickfeld.

Zeit für den nächsten Tagtraum.

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